Kleiner Elektroladen punktet mit Service
Bericht auf ndr.de von Marie Meyer
Staubsauger, Rasierer, Kühlschränke und Waschmaschinen. Das und noch vieles mehr sehen Kunden schon von draußen. Das Elektrofachgeschäft ist gut gelegen – an einer viel befahrenen Straße in Ellerau im Kreis Segeberg. Geschäftsführer Jens Bollmann, seine Frau Carola sowie der gemeinsame Sohn und Juniorchef Heiko stehen zwischen Toastern und Kaffeemaschinen. Sie sehen zufrieden aus. Vor 35 Jahren übernahm Jens Bollmann das Familienunternehmen von seinem Vater. „Damals gab es einen Gesellen und einen Lehrling. So habe ich das auch übernommen und dann die Zahl der Mitarbeiter kontinuierlich gesteigert. Inzwischen haben wir 30 Arbeitskräfte“, erzählt der 60-Jährige stolz.
Den Herausforderungen ins Auge blicken
Die Anforderungen an die Firma sind gewachsen, sagt Jens Bollmann. Seine Frau und sein Sohn stimmen ihm nickend zu. Die Elektrotechnik entwickelt sich stetig weiter durch Vernetzungen von Produkten oder auch digitaler Technik. „Wir haben versucht, den Herausforderungen ins Auge zu blicken und haben deshalb ein junges, dynamisches Team zusammengestellt“, sagt Seniorchef Bollmann. Zu Zeiten, als sein Vater 1952 das Geschäft gegründet hatte, gab es noch keine Konkurrenz von großen Handelsketten. Inzwischen aber gibt es immer häufiger große Geschäfte, die es kleinen, oft familiengeführten Unternehmen schwer machen, auf dem Markt zu überleben.
Respekt vor der Konkurrenz großer Ketten
„Vor zehn bis 15 Jahren startete das Ganze, da haben wir auch großen Respekt vor gehabt“, erinnert sich der 60-Jährige. Einbußen hatte Familie Bollmann aber durch Firmen wie Saturn oder Media Markt bisher nicht – im Gegenteil. „Im Ladenbereich hatten wir in den letzten Jahren eine kontinuierliche Steigerung. Der Umsatz ist um drei bis fünf Prozent gestiegen“. Wichtig ist gerade in kleineren Geschäften die gute Kundenberatung durch Fachkräfte, sagt Jens Bollmann. „Wir können keine 100 Geschirrspüler hier stehen haben, wie große Ketten, aber an den zehn Exemplaren, die wir da haben, können wir jedes Gerät erklären. Und dann wird der Kunde entsprechend beraten und wir bestellen die Teile.“
Preise unterscheiden sich nur gering
Eine große Konkurrenz bei den Preisen sieht Jens Bollmann nicht. Sogenannte Mitnahmegeräte werden inzwischen so preiswert in den großen Geschäften verkauft, dass die Kunden sie in einem Fachhandel gar nicht mehr suchen, sagt der Seniorchef. Bei den qualitativ höherwertigen Geräten gebe es preislich ganz wenige Probleme. „Wenn man das Gerät einzeln vergleicht, mag es in einer Elektro-Kette hier und da einen kleinen Euro weniger kosten. Aber im Gesamtpaket mit Service, dem Einbau und der Mitnahme eines Altgeräts sind wir absolut konkurrenzfähig und haben da einen guten Preis“, erzählt Jens Bollmann entspannt.
Verkauf und Service miteinander verbinden
Bei Elektro-Bollmann kommt 90 Prozent der gesamten Kundschaft regelmäßig wieder, schätzt der 60-Jährige. Sein 27-jähriger Sohn, der demnächst das Geschäft übernehmen wird, findet vor allem den Service in Verbindung mit dem Verkauf von Fernsehern oder Kühlschränken wichtig. „Der Kunde hat bei uns einen direkten Ansprechpartner. Die Techniker kennen die Bedürfnisse und Ansprüche jedes einzelnen Kunden“, betont der 27-Jährige.
„Tue Gutes und sprich darüber“
In dem hellen Geschäft wird jeder Kunde individuell beraten. Neben dem Tresen direkt am Eingang fallen drei große gerahmte Bilder auf. Es sind die Meisterbriefe von Jens Bollmann, seinem Sohn Heiko und dem Mitarbeiter Matthias Boldt. „Tue Gutes und sprich darüber, das muss man schon machen“, sagt Jens Bollmann.
An der Eingangstür hängen außerdem zwei gerahmte Urkunden. In diesem und im vergangenen Jahr hat das Geschäft eine Auszeichnung zum „1a Fachhändler“ von „markt intern“ erhalten. Die Düsseldorfer Verlagsgruppe unterstützt mittelständische Unternehmen, die sich unter anderem durch fachliche Beratung und individuelle Dienstleistungen auszeichnen.
Goldener Boden und hohe Hürden
Auch wenn die Zahl der kleinen Geschäfte in Schleswig-Holstein seit Jahren rückläufig ist, können sich viele kleine Betriebe immer noch halten. Vor allem dem Handwerk im Land geht es insgesamt gut. Die Auftragsbücher vieler Betriebe seien voll, heißt es von den Kammern. Ein großes Problem ist jedoch der Nachwuchs- und der Fachkräftemangel. Hier gibt es teilweise gravierende Unterschiede in den verschiedenen Branchen. Vor allem Bäcker und Schlachter finden oft weder Azubis noch Nachfolger. Die Art der Arbeit und die Arbeitszeiten schreckten viele Bewerber ab. Wenn ein Chef aus dieser Branche aufhört, dann muss der Betrieb häufig dichtmachen. Die Zahl der unabhängigen Schlachtereien ist seit der Jahrtausendwende stark geschrumpft, von 327 im Jahr 2000 auf etwa 140 aktuell. Bei den Bäckereien sieht es nicht ganz so schlimm aus, in der Tendenz aber ähnlich.
Keine Angst vor der Zukunft
Die Familie Bollmann ist eine Ausnahme vom Trend und blickt positiv in die Zukunft. Dank der Übernahme des Sohnes bleibt das Elektrofachgeschäft weiterhin in Familienhand. „Heiko hat schon als Kind mit Opa auf der Werkbank gesessen“, erzählt Carola Bollmann mit glänzenden Augen. Die Eltern hatten den 27-Jährigen nie gezwungen, das Geschäft irgendwann einmal zu übernehmen. „Die Initiative ging dann von ihm aus“, sagt die 56-Jährige. Heiko Bollmann freut sich schon auf die Aufgaben in der Zukunft und wie sich die Elektrotechnik weiter entwickeln wird. Er wird auf jeden Fall alles daran setzen, das Geschäft am Leben zu halten.